Das bäuerliche Advent-Wunder

Ein Bergbauer hat viele Schulden. Die Raiffeisenbank wollte den Hof deshalb nach Weihnachten versteigern lassen.

Doch es kommt ganz anderst. Seine Freunde starten einen Spenden Aufruf in Social Media.

Und das Wunder geschieht: In 2 Tagen sind mehr als 400.000 € eingesammelt. Der Bergbauerhof ist gerettet.

Soweit die Kurzform

Doch hinter dieser Geschichte steckt sehr viel mehr Stoff als in einer medialen Happy-End-Story. Der Bergbauer, Christian Bachler, hat alle Stadien der modernen Landwirtschafts-Agribusiness-Krankheit durchgemacht:

Als junger Bauer lernt er die moderne Landwirtschaft in den fachlichen Schulen. Er will seinen Hof „modern“ und damit zukunftssicher machen. Mit Agrarförderung natürlich und bezahlt wird mit Krediten, welche die freundliche Genossenschaftsbank empfiehlt. So investierte Bachler in einen modernen Milchviehstall mit 70 Kühen auf 1400 Meter Berghöhe, als hochstgelegender Bergbauernhof in der Steiermark.

Ein Landwirt der nur liefert muss nehmen was er kriegt

Doch nach 10 Jahren Milchpreisverfall (als Lieferant einer Genossenschaftsmolkerei hat man keinen garantierten Milchpreis) werden die Schulden mehr anstatt weniger. Dann kommen auch noch Rückforderungen von Agrarförderungsgeldern hinzu, weil man als Bauer auch schutzlos bürokratische der ausufernden Bürokratie ausgesetzt ist. So muss er dafür wieder neue Kredite aufnehmen, welche die freundliche Genossenschaftsbank wieder gerne anbietet.

Doch er spürt das Unheil, wurschtelt zunächst weiter und am Rande des Burnout zieht er die Notbremse. Er steigt aus der „modernen Intensivierung“ aus und stellt wieder auf seine bäuerlich extensive Bewirtschaftung um. Als Verzweifelter sucht Bachler die offensive Kommunikation über Social Media. Dabei findet er seine Passion, blüht auf, ist aber auch kritisch und laut.

Notwendig ist, was die Not wendet

Er „kommt an“ jenseits der landwirtschaftlichen Blase mit seinen authentischen Ansichten aus der bäuerliche Lebens- und Arbeitswelt. Und findet auch zahlreiche „Follower“ und Abnehmer seiner „natürlichen Produkte“. Doch mit den geringen Stückzahlen extensiver, bäuerliche Landwirtschaft reicht es nicht zur Tilgung der horrenden Schulden aus der gescheiterten „modernen Landwirtschaft“.

Den bis dahin so freundlichen Genossenschaftsbankern hingegen gefällt dieser Weg nicht. Zumal er immer wieder öffentlich das herrschende Agrarsytem kritisiert. Und so legt er sich mit „Agribusiness-Establishment“ aus Raiffeisenbank und Bauernbund und Landwirtschaftskammer an.

Die Bank stellt nun eiskalt die Kredite fällig. Die Zwangsversteigerung des Hofes droht. Das Ende seines Bergbauernhofes Krakauebene scheint unausweichlich.

Da outet sich Bergbauer Bachler im Internet. Einige seiner Internet-Freunde nehmen das Heft in die Hand. Konzipieren eine Spenden-Kampange und holen auch Journalisten und Promis an Bord.

Am 1. Advent (29.11.2020) startet der Aufruf auf allen social Media Kanälen. Zwei Tage später sind mehr als 400.000 € eingesammelt. Doppelt so viel, wie benötigt.

Bergbauer Bachler ist damit schuldenfrei!

Natürlich kann man das jetzt auch als Glück oder Zufall abtun. Ist es jedoch meiner Meinung nicht. Der Bergbauer Bachler wurde von den mehr als 8000 Einzelspendern gerettet, weil er zu seiner Bauernkultur selbst zurückgefunden hatte. Er hatte sich auf seinem bäuerlichen Weg authentisch und ehrlich den vielen Menschen da draußen geöffnet. Auch der oft beissenden Kritik gestellt. Er hat sich sozusagen auf die Menschen eingelassen. Er hat sozusagen in seine Mitmenschen investiert. Und deshalb haben sie ihn nun nicht mit seiner Not allein gelassen.

Die Menschen sind besser als der Volksmund gemeinhin darüber sagt. Man muss sie halt mögen, so wie wir Bauern auch gemocht und anerkannt werden wollen.

Das Advent-Wunder von der Rettung des Bergbauernhofes Krakau-Ebene lehrt uns zwei Dinge:

  • Ehrliche Bäuerlichkeit und Bauernkultur wird von unseren Mitmenschen sehr geschätzt.
  • Bauernbefreiung beginnt mit eigenem Denken und Selbstbewusstsein

Herzlichen Glückwunsch an Christian Bachler. Ich bin mir sicher, „Wir Bergbauern“ werden noch einiges von Dir lernen können. Denn seine Geschichte zeigt einerseits, welche Macher hinter der Zerstörung der Bäuerlichkeit stecken, doch auch andererseits, dass echte Bauernkultur auch einen echten Marktwert ermöglichen.

Anfangen – selber denken und Tun – Fehler machen – dabei lernen und niemals aufgeben – das führt zum Erfolg!

Alois

Titelbild und weitere Infos von http://www.wutbauer.at/

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Wie ein steirischer Bergbauer 400.000 Euro für seinen Hof einsammelte – Unternehmen – derStandard.at › Wirtschaft

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